Systemphysiologische Studien

Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Instituts liegt auf der Erforschung von Netzwerken des Gehirns, die für die Motorik bedeutsam sind. Die Forschung fokussiert sowohl auf das gesunde Gehirn als auch Menschen mit Bewegungsstörungen bzw. neuropsychiatrischen Erkrankungen.


Gilles de la Tourette Syndrom

Ein Forschungsschwerpunkt ist das Gilles de la Tourette Syndrom. Mehrere Projektförderungen und Kooperationen haben es uns ermöglicht, einen Forschungsschwerpunkt hierzu aufzubauen:

Projekte:

„Multimodal investigations of functional interactions and plasticity in the neuronal network linking action observation and execution: a combined functional MRI, MEG and TMS approach“. (Volkswagenstiftung; 2003-2006),

„Multimodal investigation of neuronal circuits involved in execution and inhibition of self-determined and externally guided movements in Tourette syndrome“ (Deutsche Forschungsgemeinschaft MU 1692/2-1 und 2-2; 2006-2009)

Kooperationsprojekt in Zusammenarbeit mit Hartwig Siebner (Research Center for Functional and Diagnostic Imaging and Research, Danish Research Centre for Magnetic Resonance (DRCMR), Copenhagen University Hospital Hvidovre) und Alfons Schnitzler (Institut für Klinische Neurowissenschaften und medizinische Psychologie) (Universität Düsseldorf)

„Intentional inhibition and self-control in Gilles de la Tourette syndrome“ (DFG MU 1692/3-1; 2010-2014)

Kooperationsprojekt mit den Arbeitsgruppen von Patrick Haggard (Institute of Cognitive Neuroscience, University  College London) und Marcel Brass (University of Ghent)

„Psychophysische Methoden im Kontext pharmakologischer und verhaltens-therapeutischer Ansätze zur Behandlung des Gilles de la Tourette Syndroms“ (DFG MU 1692/4-1, 2015-2017)

Kooperationsprojekt mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Dresden (Veit Roessner, Christian Beste).

Die genannten Förderungen erlaubten den Aufbau eines nationalen und internationalen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunks zum Tourette Syndrom. Hierzu wurde 2018 von der DFG eine standortübergreifende Forschungsgruppe (Sprecher: Alexander Münchau) an der Universität zu Lübeck und der Universität Dresden eingerichtet und 2022 in die 2. Förderperiode verlängert (DFG Forschungsgruppe „Cognitive theory for Tourette syndrome – a novel perspective (TEC4Tic)“ (FOR 2698).


Genetisch bedingte Bewegungsstörungen

Ein Weiterer Forschungsschwerpunkt ist in enger Kooperation mit dem Institut für Neurogenetik die Systemforschung bei genetisch determinierten neurologischen / neurogenetischen Erkrankungen. Zahlreiche Vorarbeiten zu diesem Thema ermöglichten uns zusammen mit Frau Prof Klein die Teilnahme Sonderforschungsbereich SFB 936 “Multi-Site Communication in the Brain” mit einem Projekt in jeder der drei Förderperioden

“Connectivity and plasticity in cortical motor networks in Parkin gene associated parkinsonism and dopa responsive dystonia” (1. Förderperiode 2011-2015).

“Modulation of the action selection and error processing networks in genetic parkinsonism using rTMS and DBS“. (2. Förderperiode 2015-2019).

„Characterization of action control networks in genetically determined parkinsonism“ (3. Förderperiode 2019-2023).


Funktionelle Bewegungsstörungen

Patient*innen mit funktionellen Bewegungsstörungen zeigen abnormale Bewegungen, die nicht mit den Symptomen genau definierter neurologischer Störungen vereinbar sind und nicht mit strukturellen Anomalien des Nervensystems einhergehen. Obwohl funktionelle Bewegungsstörungen sehr häufig sind, gibt es bis zum aktuellen Zeitpunkt keine einheitlich gültigen Therapieempfehlungen, weshalb viele Patient*innen keine zufriedenstellende Behandlung ihrer Beschwerden erfahren. Dies ist besonders bedauerlich, da unter effektiver Behandlung zum Teil eine vollständige Symptomreduktion möglich ist. Ursache dafür ist, dass funktionelle Bewegungsstörungen nicht auf strukturellen Läsionen im Bereich des Nervensystems beruhen. Es kommt wahrscheinlich vielmehr zu einer gestörten Zusammenarbeit zwischen einzelnen Hirnbereichen, die zu einer Beeinträchtigung der motorischen Funktion führen.

Wir versuchen die zugrunde liegenden Prozesse im Gehirn zu verstehen, welche funktionelle Bewegungsstörungen ausmachen. Bei einem großen Teil der Patient*innen wird eine gesteigerte Fokussierung auf die fehlerhaften Bewegungsabläufe und damit verbunden eine gestörte Bewegungswahrnehmung beobachtet. Neuere, wissenschaftliche Untersuchungen an dieser Erkrankung bestärken diese Auffassung.

Aus konzeptioneller Sicht erfordert dies therapeutische Ansätze, bei denen die Neuausrichtung der Aufmerksamkeit trainiert wird. Daher haben wir eine klinische Studie zur Untersuchung von Therapiemöglichkeiten funktioneller Bewegungsstörungen initiiert:

ReMAP-FMD: Metakognitive Therapie und Neuro-Physiotherapie zur Behandlung funktioneller Bewegungsstörungen – eine randomisierte, Beobachter-verblindete Machbarkeitsstudie
 

Weitere Informationen finden Sie auch unter den klinischen Studien.